Sportphotographie mit kleinem Budget

Kein Fahranfänger (zumindest die wenigsten) steigt direkt in einen Ferrrari ein. Ähnlich verhält es sich mit der Karriere des Photographen, egal ob Profi oder Hobbyist. Um mittelfristig mit Sportbildern Geld zu verdienen bedarf es dreier Faktoren:

- "kenne deinen Sport"

- das richtige Equipment um auch in extremen Situationen gute Bilder zu machen

- etwas Glück (Beziehungen, zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, Nischen finden)

Nur ein paar wenige schaffen es zum Profisportphotographen (Empfehlungen: Matthias Hangst [instagram.com/matthias.hangst] und Sebastian Frej [instagram.com/sebastian_frej_] ), ein Großteil wird aber über das Stadium Hobby nicht hinauskommen. Doch können diese Photgraphen nicht auch beeindruckende Bilder machen? Doch können sie!

Für Bundesliga-Stadien gelten Vorschriften bei der Beleuchtung und viel Licht ist immer ein Vorteil um gute Ergebisse zu erzielen. Mit dem entsprechenden Equipment lässt sich Lichtmangel etwas ausgleichen, aber wie schon an anderer Stelle geschrieben: "Glas kostet!". Der Hobbyphotograph, ob er für den lokalen Sportverein arbeitet oder die eigenen Kinder beim Sport photographiert hat in der Regel ein kleineres Budget, auch wenn so mancher ein beachtliches Arsenal im Rucksack mit sich herumträgt.

Besonders wichtig - für mich sogar der wichtigste Faktor - ist "seinen" Sport zu kennen, sei es weil man selber aktiv war oder weil man sich schon lange damit beschäftigt. Antizipation, zu wissen was wo auf dem Platz als nächstes passieren wird ist ungemein wichtig. Die Kamera kann ausgerichtet werden bevor die Szene in ihrem Höhepunkt gipfelt, zum Beispiel in einem Kopfballduell. Auch der Platz des Photographen rund um den Platz ist entscheidend. Viele Bilder entstehen im Freien, da sollte man natürlich immer die Sonne als Lichtquelle berücksichtigen. Die Sonne kann aber auch als Stilmittel eingesetzt werden (wie es der Kollege Paul Paxford [instagram.com/pitchsidephoto] gerne macht). Ich platziere mich am liebsten in einem Korridor an der Seitenlinie zwischen Strafraum und Torauslinie oder auf der Torauslinie zwischen Eckfahne und dem halben Strafraum. Das Spiel bewegt sich so auf mich zu und ich kann verschiedene Actionszenen einfangen. Jeder hat aber seine Vorlieben, der Kollege der lokalen Sportredaktion sitzt immer an der Mittellinie um seine Bilder zu schiessen.

 

Wer bei Sportübertragungen nicht nur das Spielgeschehen verfolgt sondern den Blick auch auf die Seitenränder wirft wird die zahlreichen Photographen mit ihren riesigen Objektiven bemerken. Hier sitzen viele tausend Euro auf engstem Raum versammelt. Aber auch mit kleinerem Budget lassen sich gute Bilder machen - keine Panik!

Meine erste DSLR war die Nikon D80 mit dem FX-Sensor (Faktor 1,5 im Vergleich zum 35mm Film, was dem digitalen Vollformat entspricht). Der etwas kleinere Sensor bietet schon den ersten Vorteil, nämlich die um 1,5 verlängerte Brennweite. Aus 200 Millimetern werden mit dem DX-Sensor 300 Millimeter.

Die neueren Kameramodelle aller Hersteller sind auch bei höheren ISO weniger anfällig für rauschende Bilder - in Sporthallen und auf schlecht beleuchteten Sportplätzen bei Abendspielen kommen die Einsteigermodelle dann aber doch an ihre natürlichen Grenzen.

Das Tamron 70-300mm Di VC USD veranschlagt neu etwa 300 Euro und bietet bis zur Brennweite von 230mm eine Offenblende von f.5,3 - klar, kein Zauberwert aber bei Tageslicht durchaus brauchbar. Am unteren Ende liefert das Tamron eine Offenblende von f.4 ab. Ich besitze das Tamron ohne USD (=Ultra Silent Drive, Autofokusmotor) und habe es schon öfters auf den Sportplätzen dieser Welt dabei gehabt.

Der schnellere Autofokus wäre sicher kein Nachteil gewesen, da damit Reihenaufnahmen einfacher gelingen, aber ich bin mit der Ausbeute bisher immer zufrieden gewesen.

Was für das Tamron gilt, lässt sich auch auf viele andere Kit-Telezooms übertragen. Die rein technischen Parameter bewegen sich immer im selben Spektrum, die Offenblende am unteren Ende der Brennweite sollte bei f3,5 bis f4 liegen, das letzte Drittel der Brennweite bietet dann eine Offenblende um f5.6, für Tageslichtphotographie ist das schon okay. Auch der Freistellungseffekt lässt sich erzielen.

"Die Kamera ist eine zeitlich begrenzte Affaire, das Objektiv wie eine gute Ehe: lebenslang" - viel besser kann man es eigentlich nicht ausdrücken. Ein qualitativ hochwertiges Objektiv kann den Photographen bei entsprechender Pflege ein Leben lang begleiten. Somit lohnt sich eventuelle das etwas höhere Investment in ein entsprechendes Objektiv (z.B. Nikon 70-200mm f.2,8). Auch lohnt sich manchmal der Gang zum Händler des Vertrauens. Die meisten Hersteller überarbeiten ihre Objektive regelmäßig und verpassen ihnen neue Features wie ultraleise und schnelle Autofokusmotoren oder einen Bildstabilisator, der in der Sportphotographie nie zum Einsatz kommt. Mit ein bisschen Ehrgeiz lassen sich auch Schnäppchen finden, vielleicht nicht ganz so fancy wie das neueste Modell, aber technisch einwandfrei und Geldbeutelschonender... Tamron hat zum Beispiel mit der Version G2 das bewährte 70-200mm f.2,8 überarbeitet und die Restbestände müssen noch das Lager verlassen. 

 

Und abschließend gilt die Weisheit von Sam Abell: "Das Equipment, welches wir gebrauchen spielt nur eine kleine Rolle. Vielmehr kommt es darauf an, es zu beherrschen".